Chronik

1970 bis 1983

Ein kleiner Querschnitt durch die Jahre 1970 bis 1983

In den 70’er Jahren bis jetzt machten sehr viele Mitglieder in ihren Ferien bemerkenswerte Reisen. Die Reisen hier alle wiederzugeben würde den Rahmen sprengen. Es soll nur ein Überblick sein.

Man möge mir verzeihen, daß ich nicht alle Segelkameraden namentlich benenne. Die meisten Mitglieder des SCN sind rührige und ehrgeizige Segler, sonst hätten wir nicht so ein gutes Bootsmaterial.
Unser damaliger Schriftwart Friedrich (Fiete) Frese baute sich in den 60’er Jahren mit seiner Familie einen großen Kielschwerter aus Stahl. Damit sollte eine große Reise unternommen werden. In den 60’er Jahren waren solche Reisen nach Norwegen oder nach den Shetlands eine Seltenheit. Mit der Navigation war es auch so eine Sache. Astro-Navigation ist eine Übungssache, wenn man die Theorie beherrscht.
Eines Tages war es soweit. Es sollte losgehen nach den Shetlands. Alle Interessierten waren am Steg im Yachthafen Wedel, um die „Neptun“ zu verabschieden. Mir fiel auf, die „Neptun“ war gut unter die Wasserlinie gesackt, welches wohl auch den Getränken zuzuschreiben war. Es war für jedes Besatzungsmitglied eine Ration freigegeben, die es sich zu Gemüte führen mußte. Alles, was es selbst nicht schaffte, fiel der Allgemeinheit zu. So kann man sich denken, daß jeder bemüht war, seine Ration auch zu schaffen.
Es soll sogar Besatzungsmitglieder gegeben haben, die Mühe hatten, wieder in das Alltagsleben zurückzufinden. (Wegen der Ration)!
Der Kaffee war für den Skipper nur trinkbar, wenn in der vollen Tasse kein Markstück auf dem Boden der Tasse zu sehen war. Man legte Wert auf wache Leute. Das Essen soll auch außergewöhnlich gut gewesen sein. Daher die Wasserlinie! Die Reise nach den Shetland – Inseln und zurück ist sehr gut verlaufen.
Eine Reise machte die „Neptun“ nach Norwegen, Christiansand. Unser damaliger erster Vorsitzender Ernst Roggenbuck segelte mit. Auch diese Reise ist sehr fröhlich und gut verlaufen.

Atlantik und Pazifik-Segler.

Ortwin Ahrens mit Frau und Uwe Tolks mit Frau gingen im Frühjahr 1972 auf große Fahrt. Ihr Ziel ist zunächst Australien. Ein kleiner Auszug aus dem Reisebericht „Galapagos-Inseln“, als sie noch kein Naturschutzgebiet waren. Heute ist das Anlaufen verboten. Nur mit Sondergenehmigung darf man, sei hier wiedergegeben.

Inzwischen sind wir angekommen. Die Navigation war verzwickt und fast wären wir an den Inseln vorbeigetrieben. Es war Flaute, starker Strom und Nebel.
Die Behörden hier sind die unverschämtesten auf der ganzen Reise. Wir mußten 26 US Dollar zahlen, die Hälfte ohne Rechnung. Dabei ist der Capitano de Porto ein netter Mensch. Hier in der Wreck Bay badet alles und zwischen den Badenden sieht man hin und wieder ein paar Flossen auftauchen. Es war ganz grauslich, bis ich sah, daß es zwei große Mantas waren, die hier die Runde machten. Zwischendurch spielte auch ein junger Seelöwe mit und ein großer Dorado machte ein Match mit den Fregattvögeln und Pelikanen.
Hier in der Wreck Bay haben wir uns fast die Seele aus dem Leib geschlingert und heute segeln wir ab, um noch ein paar andere Inseln zu besuchen.
Unser Club-Mitglied Ortwin Ahrens hat jetzt eine neue Heimat in Neuseeland gefunden. Er ist Ingenieur auf einer Werft.
Uwe Tolks ist in Australien als Kapitän tätig. Frau Tolks hat noch unterwegs einer gesunden Tochter das Leben geschenkt.

Es gibt noch zwei Atlantik-Segler im SCN und zwar die Gebrüder Völtzer, welche zur Karibik, zurück über die Azoren, England, Hamburg segelten. Es wurden rund 10.000 Meilen gesegelt.
Es war nicht die einzige große Reise der Gebrüder Völtzer. Sie haben sehr lange Törns in die Ostsee, nach Norwegen und zur Irischen See gemacht.
Heute sind sie Familienväter, müssen ihre Kinder großziehen. Die großen Reisen sind erst einmal vorbei.
In den 70 er Jahren hatten wir auch Navigationskurse, die als Hauptlehrer Ludwig Paschen abhielt, der auch als Prüfer, man könnte sagen, sehr gefürchtet war !
Noch gefürchteter war das Prüfungsboot „Propp’n“, welches ein altes Fischerboot, mit einer Haifischflosse als Symbol war. Es konnte passieren, daß die Prüflinge bei dem „Mann über Bord-Manöver“ sehr viel Mühe hatten an den Ring zu kommen, weil „Propp’n“ nicht so wollte, wie die Prüflinge. Dieses beeindruckte Ludwig aber überhaupt nicht. Der Ring mußte raus. So oder so. Es soll sogar mal vorgekommen sein, daß nicht alle Prüflinge fischen brauchten, weil die Prüfung fast immer beim Ansegeln abgenommen wurde.
Der Andrang zur Prüfung war so groß, daß nach dem dritten bis viertem Prüfling abgebrochen werden mußte, weil „Propp’n“ sonst die Teilnahme am Fest verhindert hätte. Alles wurde natürlich unter Segeln vollzogen. Aber segeln mochte ? Propp’n“ garnicht gern.
Unser altes Traditionsschiff, „Don Carlos“, ein großes Motorboot, wurde fast immer beim Ansegeln, Absegeln und Lampionfesten als fester Mittelpunkt betrachtet. Fast jeder war bemüht, bei „Don Carlos“ längsseit zu gehen, um gleich an der Quelle zu sein, denn „Don Carlos“ hatte die geistigen Getränke an Bord.
Meist war auch unser Kommodore Henry Hinrichsen oder unser ehemaliger Vorsitzender Ernst Roggenbuck mit seiner Frau Lotti, die für ihre Erbsensuppen, die sie zu Vereinsveranstaltungen kochten, berühmt waren, an Bord bei „Don Carlos“.
Einstmals lagen wir im Stader Innenhafen zum Lampionfest. Da konnten wir bewundern, daß unser Freund und Eigner von „Don Carlos“ auch ein guter Springer und Schwimmer war. Ein Kind von unserem Vereinskameraden E. Fischer fiel über Bord. Günther sah es und sprang. Gut, daß Hochwasser war. „Don Carlos“ ist im Steven wohl so 2 1/2 m hoch. Der Junge war schon aus dem Wasser geholt, da kam unser Günther auch wieder hoch. Auch ihm wurde an Bord geholfen. Das wurde wieder eine zünftige Feier.
Gott sei dank, alle gerettet!
Zum Zweitenmal hatte der S C N eine Jugendabteilung gegründet, die sich zu aller Zufriedenheit gut entwickelte. Es wurde ein Schwert-Zugvogel angeschafft, der den Namen „Kommodore Hinrichsen“ erhielt. Wir hatten eine zünftige Stapellauffeier, zu der unser Vorsitzender Ernst Roggenbuck die Erbsensuppe stiftete. Dann wurde der zweite Zugvogel angeschafft, der auf den Namen „Norderelbe“ getauft wurde.
Die Jugendabteilung setzte sich zum großen Teil aus den Kindern unserer. Vereinsmitglieder zusammen. Unsere Jugend wurde erwachsen und ging in den Beruf. Es gelang uns nicht, die Jugendabteilung mit neuen Mitgliedern zu verjüngen. Das Interesse am Segeln war wohl bei der Jugend erloschen. Die Boote wurden nicht mehr genutzt. Schließlich wurden beide Zugvögel verkauft. Der damalige Vorstand hat diese Entwicklung sehr bedauert. Und nun brach das Tonner-Zeitalter an. Knud Flegel als Eigner und Jan Thiem als Ausbauer und Mitsegler ließen sich von der Werft Carl Feltz den neuen Vierteltonnerrumpf „Listang“ aus Stahl bauen, den sie dann ausbauten. Nun wurden Vierteltonnerregatten gesegelt. Der Prototyp hatte damals mit Feltz jr. am Ruder die Meisterschaft gewonnen.

Wie schnell läuft die Zeit ! Schon war auch der Vierteltonner „Listang“ von der Regattaszene verschwunden !
Auch Dieter Holtzmann gehört mit dem „Racker“ zu unseren Regatta- und Langfahrtseglern. Seit vielen Jahren segelt er die Helgolandwoche und die anschließenden Seeregatten, (Skagen rund, Edinburg usw.) mit. Mit seiner Familie machte er Urlaubstörns in die Fjorde Norwegens oder nach den Ålandinseln, Finnland.
Dann haben wir unser sportliches Folkeboot mit dem Ehepaar Heino und Regina Peters, die uns über mehrere Jahre auf der Kieler Woche und den übrigen Regatten auf Ostsee und Elbe vertreten haben.
Erwähnen möchte ich auch noch unser Ehepaar Wisotzky, das im fortgeschrittenen Alter noch immer fleißig im Sommer in Schweden und Finnland rumsegelt und zwar mit einem schweren Stahlschiff und einem wirklichen Benzinhilfsmotor.
Wir legten im Club immer großen Wert auf gute Kameradschaft, fröhliche Feste und viel Spaß am Segeln. Sonnabends wurde meist ein Hafen angelaufen, wo recht viel S C N’er lagen. Willy Holtzmann sorgte in seinem gastfreien Boot „Racker“ mit Heidi und Dieter für Stimmung. Es gab ein bisschen zum Stimme ölen, dann holte er das Akkordeon raus und wir sangen Shantys dazu. Des öfteren gab es auch ein Spanferkel oder Bratwürste oder Heringe mit Pellkartoffeln. Für das Spanferkel hatte Dieter extra einen Spieß mit großer Wanne angefertigt. Bei Regenwetter war es natürlich ein sehr mühsames Unterfangen. Es fanden sich aber immer bereitwillige Spießdreher, denn man mußte drehen und drehen…
Unter dem damaligen ersten Vorsitzenden Ernst Roggenbuck hatte der Club eine sehr fruchtbare Zeit. Er wurde mit sehr viel Demokratie geführt, welches einem Club sehr gut tut für den Fortbestand, denn man sollte einen Club nicht als Liegegemeinschaft verstehen, unser damaliger Schriftwart Günther Kirchhoff war wohl auch der richtige Mann, alles objektiv zu betrachten und zu schreiben.
Vom Kassenwart zum ersten Vorsitzenden kam dann Peter Toedt, der den S C N auch im demokratischen Stil weiterführte. Auch unter ihm hatten wir eine sehr fruchtbare Zeit. Auch der erweiterte Vorstand: Kassenwart, Fahrtenwart, Wettfahrtleiter und Jugendwart, hat tatkräftig mit seiner Arbeit und seinen Ideen für ein abwechslungsreiches Clubleben gesorgt.
Unsere Festausschüsse nicht zu vergessen, die mit großer Liebe unsere Feste und Veranstaltungen organisiert haben.

In jedem Jahr finden zwei Wettfahrten statt, an denen sich viele Cluhmitglieder beteiligen.
Der Dinklage-Preis wird auch jedes Jahr an Segler aus unserem Club verliehen, die eine sportlich und seemännisch gut geführte Reise machen.

Unserem Kommodore Henry Hinrichsen gebührt unser besonderer Dank für seinen unermüdlichen Einsatz für unseren Segel-Club Norderelbe. Noch heute, in seinem hohen Alter ist er im Ältestenrat tätig. Auf jeder Versammlung ist er anwesend. Kein Fest ohne Henry ! Auf der Hauptversammlung hält er wie eh und je eine Rede und erteilt dem Vorstand Entlastung.
Dank für Deinen Idealismus, lieber Henry !

Willi Peters

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