Wie ein Ölkühler das Revier bestimmt

Im Herbst 14 beschlossen wir, unseren Motor einem Fachmann vorzuführen. Sozusagen: Vorsorgeuntersuchung aus Altersgründen.
Seit der Grundüberholung vor 14 Jahren und über 3000 Betriebsstunden hatten wir sämtliche Wartungen selbst ausgeführt.

Im Oktober wurde die Maschine im Wasser begutachtet und rundum als in gutem Zustand befunden. Es gab keinerlei Anlass zu Sorgen.
Nur eines der Ölrohre am Ölkühler zeigte heftigen Rostangriff, verursacht durch Seewasser aus der früher leckenden Kühlwasserpumpe. Es wäre wahrscheinlich noch lange brauchbar, ist aber nicht in Ordnung – Also Ausbau und Neubestellung. Leider gab es für diesen Motor das Rohr nur noch als Ersatzteil-Satz: Zuleitung + Ölkühler + Ableitung.

Im November erfolgte die Montage. Die Teile passten nur unter Spannung zusammen. – Ganz

Ölkühler

 

zufrieden war der Monteur nicht. „Wenn was leckt, anrufen, nicht fummeln, Garantie“

Dann haben wir das Boot aus Gesundheitsgründen bis einschließlich Juli kaum bewegt. – Am Dienstag, den 4.8. starten wir endlich unsere diesjährige Fahrt.
Unter Motor „ brummeln“ wir friedlich die Elbe hinab.
Unser Gast aus Österreich freut sich auf den Kiel-Kanal, den Dars und auf Rügen. – Alles ist klar.
Unterwegs vergewissert sich meine Liebste aus gegebenen Anlässen, dass in der Auffangwanne unter der Maschine nichts mehr herumliegt. –
Es „ l i e g t was rum !!! “
In der Wanne schwappt Öl! – Viel Öl ! – –
Wir machen in Glückstadt fest. Der Ölstand ist unter dem unteren Strich.
Das bedeutet: 0,3 Liter pro Stunde Marschfahrt. –
Eine Weiterfahrt ist so nicht möglich.
„Scheiße“, bemerkt der Skipper. „Öl“, korrigiert die Dame des Hauses. „Aktivurlaub mal anders“, tröstet unser Gast.

Wir verabredeten mit der Motorfirma ein Treffen übermorgen um 13.00 im Rüschkanal.
Also tuckerten wir am Mittwoch bei heiterem Wetter elbeaufwärts. Unser Gast bekam allerhand interessantes zu sehen. Er war begeistert. – Wie schön für uns als Gastgeber!

Am Donnerstag Morgen zwängt sich unser junger Freund in den Motorraum und entfernt – mit dem Bauch auf dem Motor liegend – alle Teile vom Motor, die den Monteur unnötig behindern würden. – Zurückhaltend gestand er später, dass er „ mal Maschinenschlosser gelernt“ habe, so wie der Skipper.

Um 13.00 Uhr gab es dann ein erwartungsvolles Wiedersehen mit dem Experten. Bald waren die Rohre demontiert und die originalen Kupferdichtringe durch doppelt dicke und weiche Ringe ersetzt.
„Dadurch wird der Ölverlust zumindest deutlich vermindert. Im Herbst werden wir eine gute Lösung finden. Jetzt macht erstmal Urlaub.“

Unser Freund zwängt sich wieder in den Motorraum und gemeinsam ist die Maschine nach einigen Stunden wieder betriebsklar.
Wie hatte er doch gesagt und betont es heute wieder? „Aktivurlaub, mal anders!“ – Er ist ein Schatz!

Abends strebten wir in den Ort, um mit unserem Österreicher endlich zünftig Fisch essen zu gehen. – Das geplante Lokal ist dicht! Aber, geplatzte Pläne „fechten uns nicht mehr an“. – Wir fanden eine andere gastliche Stätte und hatten einen sehr angeregten (und schmackhaften) Sommerabend.

Während der restlichen Urlaubszeit unseres Gastes blieben wir auf der Elbe und erlebten zwischen Glückstadt und Finkenwerder wunderschöne Tage. –
Sie waren geprägt von Ruhe, vielen guten Gesprächen, angenehmen Wetter und Spaziergängen und von Erinnerungen an die Fahrten vor 40 Jahren.
Nur die leuchtend weißen Gänseherden auf den Deichen waren nicht mehr da; aber die Schafe. – –

Nachtrag: Im Herbst 15 wurden die Rohre durch Schläuche ersetzt.