Chronik

1960 bis 1970

1960 – 197O
Die letzten 10 Jahre waren, wie überall, geprägt vom Generationswechsel und von einer starken Expansion. Für den SCN bedeutete dieses größere und bessere Fahrzeuge und weitere Sommerreisen der Mitglieder.
Der Bestand der Mitglieder hat sich in den letzten 10 Jahren etwa verdoppelt, von 58 auf 132. Das brachte natürlich einen Anstieg der organisatorischen Arbeiten des Vorstandes mit sich, sodass dieser weiter gegliedert werden musste, um die ehrenamtlichen Arbeiten zu verteilen. Die Anzahl der Fahrzeuge vergrößerte sich von 21 auf 65. Ein großer Teil entstand davon im Eigenbau bzw. wurde selbst ausgebaut. Davon lieferte die „Vereinswerft“ Feltz in Finkenwerder allein 7 Rümpfe. Einige Entstehungsgeschichten seien besonders herausgegriffen, da sie allgemein bekannt wurden: so z.B. das Folkeboot „Irma“ der Familie Peters. Dieses wurde vom Kiel auf im Eigenbau erstellt. Während des Bauens im Urlaub lebte Familie Peters im Zelt vor der Bootswerft an der Dove-Elbe. Viele Entbehrungen waren nötig, um das Boot, mit dem inzwischen seit 1964 viele Reisen in die westliche Ostsee unternommen wurden, zu erstellen. 1969 wurde es schnellstes Schiff bei der Clubregatta. Weiter ist die „Neptun“ der Familie Frese zu nennen. In fünfjähriger Arbeit wurde von der Zeichnung an ein Kielschwerter von 12 m Länge gebaut. Kamerad Andreae und die Gebrüder Völtzer bauten je einen „Fähnrich“ aus GFK aus. Das größte Objekt wickelte die Familie Steinhagen ab. Sie erstellte aus einem alten V-Boot von 15 m Länge und einem alten Post-Bus ein ansehnliches Motorboot mit Namen „Don Carlos“. Bei Clubveranstaltungen, wie z.B. der Club-Regatta, wurde es freundlicherweise als Start- und Zielschiff zur Verfügung gestellt. Bei gelegentlichen Zusammenkünften auf den Nebenarmen der Elbe diente es den kleineren Booten, der Ausdruck sei erlaubt, als „Vereinsponton“. Wir fühlten uns längsseits immer sehr geborgen und erlebten zusammen gemütliche Spanferkelessen und Shanty-Abende. „Kap Horn“ Hugo Klement, bewahrte bei seinem Neubau alte Jachtbautradition, denn er baute in Holz und konstruierte sein Schiff als Spitzgatter. Das Rigg übernahm er vom Drachen, denn 1 Jahr alte Drachensegel sind günstig zu bekommen und haben immer den neuesten Stand der Segelverarbeitung. Weiterhin ist zur Zeit ein Vierteltonner mit Namen „Rumba Lotte“ von Knut Flegel und Jan Thiem im Ausbau. Hiermit soll im Jahre 197O Regatta-Silber gewonnen werden. So ließe sich die Reihe noch weiter fortsetzen, über die Arbeit, die Einzelne in unserem Club geleistet haben. Wichtig wurde nun auch eine breite theoretische Ausbildung für das Segeln. Erstmalig wurde im Winter 1963/64 von Kamerad Ludwig Paschen wieder ein Vorbereitungslehrgang zum Erwerb des A und B Segelscheines abgehalten, den 8 Teilnehmer nach erfolgreicher theoretischer und praktischer Prüfung erhielten.
Im Folgejahr beteiligte sich hieran, durch Übernahme des Unterrichts über Gesetzeskunde, unser Kamerad Dr. Hans-Gerhard Voigt. Ihm war es zu verdanken, dass wir erstmals im Winter 1964/65 einen Seminarraum in der Hamburger Universität als Unterrichtsstätte benutzen konnten.
Im Winter 1967/68 leitete Kamerad Friedrich Frese einen Vorbereitungslehrgang zum Führerscheinerwerb in den gleichen Räumen. Auf Vermittlung von Kamerad Alfred Mohr läuft nun im Winter 1969/70 im Nova-Haus in Altona wieder ein Vorbereitungslehrgang für den Führerschein R unter der erfahrenen Leitung von Kamerad Ludwig Paschen. In großer Anzahl sind dort auch Damen, vornehmlich Ehefrauen von Clubmitgliedern, auf der Schulbank.
Die immer besser und schneller gewordenen Boote brachten es auch mit sich, daß einige Mitglieder mit Erfolg an offenen Regatten teilnahmen. „Rund um Pagensand“ und „Das Blaue Band“ sind die beliebtesten geworden. Es konnten sich Manfred Bielefeld mit seinem früheren Blitzjollenkreuzer, Ludwig Paschen mit seinem Volksboot „Huta“ und Wilhelm u. Dieter Holtzmann mit ihrem Jollenkreuzer „Racker“ des öfteren plazieren. Seit 1965 wurde dann auch jedes Jahr eine clubinterne Regatta gesegelt. Abwechselnd „Rund um den Hanskalbsand und Schweinesand“ oder „Rund um Pagensand“.
Hierbei wurde mit unterschiedlichen Booten hart um Gruppensiege und Schnelligkeitserfolge im Club gerungen. Die jeweils schnellsten Boote waren;

  • 1965 „Racker» W. u. D. Holtzmann
  • 1966 „Racker“ W. u. D. Holtzmann
  • 1967 „Racker“ W. u. D. Holtzmann
  • 1968 „PaRadieschen“ Knut Flegel
  • 1969 „Irma“ Willi Peters

Das Schwergewicht beim SCN liegt jedoch im Fahrtensegeln, denn es wurden immer weitere Reisen von den einzelnen Mitgliedern unternommen. In der westlichen Ostsee kam es in den letzten Jahren vor, daß sich 5 oder mehr SCN’er auf dem Urlaubstörn trafen.
Besondere Reisen wurden von Dr. Winfried Wisotzky in die Stockholmer Schären und nach Finnland unternommen, Ludwig Paschen segelte nach Bornholm, Friedrich Frese steuerte die Shetland-Inseln und Norwegen an. Selbst in der Irischen See war im Jahre 1969 vom SCN eine Jacht anzutreffen.
Gebrüder Völtzer segelten um England herum. Von den Jollenkreuzern wurden Reisen in die Watten und nach Amsterdam gemacht. Hier gilt es, den verstorbenen Kameraden Reinhold Hilger zu nennen.
Auf Anregung des 1968 verstorbenen, für uns unvergesslichen Dr. Hans-Gerhard Voigt sollte es neben der Clubregatta für die Fahrtensegler einen Anreiz und gleichzeitig eine Erinnerung an unser Gründungs- und Ehrenmitglied, den 1966 verstorbenen Cap-Hornier Ludwig Dinklage, geben:
So entstand 1967 der Ludwig-Dinklage-Fahrtenwettbewerb des SCN von 1910 e.V. mit folgender Ausschreibung:
Der Segel-Club Norderelbe von 1910 e.V. will mit der vereinsinternen Ausschreibung des Ludwig-Dinklage-Fahrtenwettbewerbs ein in sportlicher und navigatorischer Hinsicht vorbildliches Segeln auf See und Seeschifffahrtsstraßen fördern.
Der Fahrtenwettbewerb um den Dinklage-Preis wird alljährlich ausgetragen. Teilnahmeberechtigt sind alle Segelfahrzeuge – jedoch nicht maschinengetriebene Fahrzeuge mit Hilfsbesegelung -, die

  • im Yachtregister des SCN eingetragen sind,
  • deren Eigner den für ihr Fahrtenrevier erforderlichen Führerschein des DSV oder ein Sportseeschiffer- oder Sporthoch- , Seeschiffer-Zeugnis der Seefahrtschulen besitzen und
  • über deren Fahrten ein ordnungsgemäß geführtes und unterschriebenes Logbuch vorgelegt wird. Für Fahrten auf Seeschifffahrtsstraßen genügt das Fahrtenbuch „Binnen“ des DSV, für Fahrten auf See ist das Logbuch der Kreuzer-Abteilung des DSV vorgeschrieben.

Für diesen Fahrtenwettbewerb können nur die Fahrten innerhalb der Reviere und Seegebiete bewertet werden, für die das betreffende Fahrzeug geeignet ist. Zu diesem Zweck haben alle an der Teilnahme am Dinklage-Fahrtenwettbewerb interessierten Eigner ihre Schiffe zum Beginn des Segelsommers dem Fahrtenwart des SCN zu melden, der die Fahrtgrenzen für die einzelnen Boote bestimmt. Mit gecharterten Fahrzeugen ist entsprechend zu verfahren.
Gewertet werden alle Fahrten vom Beginn des Ansegelns bis zum Schluss des Absegelns des SCN.
Die Wettbewerber werden getrennt bewertet nach
1. geballasteten Fahrzeugen mit Kajüte,
2. nicht geballasteten Fahrzeugen mit Kajüte und
3. offenen Fahrzeugen.
Für jede Gruppe ist mindestens ein Preis ausgeschrieben.
Die eingereichten Bewerbungen werden von dem Prüfungsausschuss zunächst nach folgender Formel rangmäßig geordnet:
(Zurückgelegte Sm unter Segel allein + (zurückgelegte übrige Sm / 10) ) / Amwindbesegelung der Fahrzeuges in m²
Von der sich ergebenden Rangfolge der Bewerber kann der Prüfungsausschuss abweichen, indem er die unterschiedlichen sportlichen und navigatorischen Leistungen, Hilfeleistungen usw. der Bewerber berücksichtigt. Der Ausschuss entscheidet nach bestem Wissen und Gewissen. Seine Entscheidung ist unanfechtbar.
Der Prüfungsausschuss besteht aus folgenden Mitgliedern:
1. dem Fahrtenwart
2. dem Vorsitzenden und
3. einem weiteren, von der Hauptversammlung des SCN zu wählenden Mitglied.
Alle drei Mitglieder müssen mindestens den R-Schein des DSV besitzen, anderenfalls sind das oder die übrige(n) Mitglieder ebenfalls von der Hauptversammlung zu wählen. Die Ausschussmitglieder können nicht als Gutachter für die Gruppe tätig sein, in der sie sich selbst um einen Fahrtenpreis bewerben. Der Fahrtenwart und Vorsitzende sind ständige Mitglieder des Prüfungsausschusses; die Amtszeit des weiteren Mitgliedes ist auf 2 Jahre begrenzt, eine Wiederwahl ist frühestens zum 3. Jahre nach seinem Ausscheiden zulässig. Die Preisverteilung findet alljährlich auf dem Stiftungsfest des SCN statt. Folgende Gewinner gab es bisher:

  • 1967 – Reinhold Hillger mit seinem Jollenkreuzer „Nixe“, für eine Reise nach Amsterdam.
  • 1968 – Friedrich Frese mit der „Neptun“, für eine Reise nach den Shetland-Inseln.
  • 1969 – wurde der Preis nicht vergeben.

Das Sommerquartier des SCN war bis 1960 hauptsächlich der Jachthafen Waltershof. 1953 wurde zum ersten Mal über eine Verlegung des Jachthafens gesprochen.

1961 war es dann so weit. Der neue Jachthafen in Wedel wurde belegt. Zuerst waren wir alle sehr dagegen, denn es war doch sehr beschwerlich dort hinzukommen. Auch konnte man bei Sturm nicht die Geborgenheit wie im alten Jachthafen fühlen, denn es waren anfangs nur 2 Schlengel ausgelegt, und es stand eine kurze hohe See im Hafen. Man hatte das Gefühl, auf der Elbe zu liegen. Inzwischen sind wir aber auch dort heimisch geworden.
Organisatorisch war für den neuen Jachthafen die Erweiterung der „Hamburger-Jachthafen-Gemeinschaft“ als Verhandlungspartner gegenüber den Behörden notwendig geworden. Unser langjähriger 1. Vorsitzender und heutiger Ehrenvorsitzende und Kommodore Henry Hinrichsen gehört seitdem zum erweiterten Vorstand, als Beisitzer.

Unser Vereinslokal war bis 1903 der „Holstenkrug“ am Holstenstraßenbahnhof. Der Mitgliederbestand stieg aber weiterhin an, so daß wir Anfang 1963 in den „Mottenburger Hof“ zogen. Hier reichte der Platz bis 1966. Inzwischen hatten wir am 1.4.64 das 100. Mitglied aufgenommen – Frau Irmgard Struck – und so siedelten wir in unser heutiges Vereinslokal, die „Altonaer Rathausgaststätten“, über.
Am 6.1.65 wurde ein Wachwechsel auf der Brücke des SCN vollzogen. Auf der Hauptversammlung wurden der Vorsitzende und der Schriftwart neu gewählt. Als neuer Vorsitzender wurde Ernst Roggenbuck im Amt bestätigt, Henry Hinrichsen war aus Gesundheitsgründen zurückgetreten, nachdem er 16 Jahre lang den SCN erfolgreich geführt und damit einen großen Anteil am Aufbau und Wirken des SCN dazugesteuert hatte.
Unter Führung von Ernst Roggenbuck ist der Club weiter gewachsen. Die Clubregatta und der Ludwig-Dinklage-Preis wurden neu in das Vereinsprogramm aufgenommen.
Gleichzeitig gab Dr. Winfried Wisotzky nach 11-jähriger Tätigkeit das Amt des Schriftwartes auf. Er rundete die Kompaß-Mitteilungen durch interessante Urlaubsberichte aus der westlichen Ostsee ab; und da er einer der Ersten war, die dieses Gebiet besegelten, hat er den später Folgenden manche Anregung gegeben. Sein Nachfolger war Dr. Hans-Gerhard Voigt, der auch die neue Satzung verfasste, welche auf der Hauptversammlung 1967 verabschiedet wurde. 1966 – 1969 übernahm Hans-Peter Toedt den Posten des Schriftwartes. Auch er gab dem Club neue Impulse. Der Kassierer, unser noch heute amtierender Bertus Wilke, wurde bereits 1963 in seinem Amt bestätigt. Vor ihm war unser verehrter Arthur Fick, der am 22. Juni 1963 verstarb, über 2 Jahrzehnte als Kassierer im Vorstand tätig gewesen.
Größere Veranstaltungen des SCN sind das traditionelle Matjesessen – vor über 30 Jahren von unserem verstorbenen Alterspräsidenten Eduard Hoppe zusammen mit Walter Harms aus der Taufe gehoben -, das Stiftungsfest, die mit dem Ansegeln verbundene Schinkentour, der Lampionabend und die bereits erwähnte Clubregatta. Alle diese Festlichkeiten erfreuten sich allgemeiner Beliebtheit und hatten immer eine relativ hohe Beteiligung.
196O wurde die offene SCOe-Regatta „Rund um Pagensand“ als SCN-Juliäums-Regatta ausgeschrieben. Auch 1970 zum 60-jährigen Jubiläum, wird diese Regatta in freundschaftlicher Verbundenheit mit dem SCOe als SCN-Jubiläums-Regatta ausgeschrieben.
Besonders groß wurden und werden immer die Stiftungsfeste gefeiert, welche mit einem Jubiläum zusammenfallen, wie 1960 zum 50-jährigen und zum 60-jährigen wieder in den Clubräumen des NRV.

Dieter Holtzmann

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